Nirgendwo in Europa hat Wagners Musik solche Wellen geschlagen wie in Frankreich. Ab den 1880er Jahren bricht ein regelrechtes Wagner-Fieber aus, der „Wagnerismus“. Es steckt Komponisten, Dichter und nach und nach die Pariser Oberschicht an … Erstaunlich, wenn man bedenkt, wie Wagner selbst in Paris empfangen wurde: zunächst mit konsequenter Nichtachtung, dann mit dem Pfeifkonzert der Tannhäuser-Aufführung im Jahr 1861. Fast hätten die Franzosen eine künstlerische Revolution verpasst – wenn sich nicht der Dichter und hochangesehene Kunstkritiker Charles Baudelaire zu Wort gemeldet hätte, um sich von all den „Dummköpfen“ zu distanzieren und Frankreich vor dem Banausentum zu retten.
Deutschlandradio Kultur. Sonntag, den 21. April 2013, 22 Uhr